Donnerstag, 29. Januar 2015

Über das Runterhungern für eine Gesellschaft

Pünktlich zum Auftakt der zehnten Staffel "Germany's next Topmodel" rückt das Problem Magersucht wieder ein bisschen mehr in meinen Fokus. Aber nicht nur das, auch die völlig falsche, aber leider viel zu breit vertretene Auffassung von Schönheit ist erneut ein Thema.

"Wer schön sein will muss leiden."- diesen Spruch hat mir meine Mutter schon als Kind immer gepredigt, wenn ich mir mal wieder nicht die Haare kämmen wollte. Aber stimmt das überhaupt? Muss man wirklich Schmerzen erleiden, um den Schönheitsstandarts unserer Gesellschaft zu entsprechen?
Momentan scheint das zu stimmen. Unzählige Mädchen und Frauen hungern sich auf "Size Zero", nehmen tagelang nichts als Wasser und Obst zu sich, nur damit man ihre Knochen sehen kann. Ich schreibe hier als ein Mensch, der in seinem Umfeld schon mit der Krankheit Magersucht (Anorexia nervosa) zu tun hatte und der gerade dabei zusehen muss, wie die eigene Schwester auf dem besten Weg ist, ebenfalls dieser Essstörung zum Opfer zu fallen. Das Schlimme an der ganzen Sache ist, dass man rein gar nichts dagegen tun kann. Wenn man sie direkt damit konfrontiert und ihr sagt, dass man besorgt ist, wird abgeblockt. Teilweise sehe ich, wie sie ein Lächeln unterdrückt, wenn meine Eltern sagen, dass sie zu dünn sei. Das Lächeln des Triumphs... man sieht ihren Erfolg. Ihr zu sagen sie sei zu dünn, ist DIE Motivation schlechthin, um noch mehr abzunehmen und sich dem Essen total zu verweigern.

Uns wird durch Fernsehen und Film eine Welt vorgelebt, in der man alles erreichen kann, solange man eine gute Figur hat. Aber eine gute Figur heißt schon lange nicht mehr weiblich oder kurvig auszusehen. Kein Gramm Fett darf am Körper sein. Dafür wird zu allen Tricks gegriffen. Von der Brigitte Diät, über Fettabsaugung, bis hin zur Apfelessig Diät ist alles dabei. Hauptsache schlank, lautet hier das Motto und die Gesundheit rückt erstmal in den Hintergrund. Die Lücke zwischen den Beinen ist wichtiger als ein gesunder Blutdruck und ein starkes Knochenbild. Aber warum das ganze? Warum können wir uns denn nicht einfach so akzeptieren wie wir sind? Menschen, die an Magersucht erkranken haben oft Probleme mit sich selbst. Meist gar nicht mit ihrer Figur, sondern mit ihrer Einstellung, ihrem Erfolg oder mit der Familie. Oftmals fühlen sie auch einfach einsam und missverstanden oder sind einfach unglücklich mit ihrem Leben. Da es aber anstrengender ist sich selbst oder sein Leben zu ändern, ändert man lieber seinen Körper. Ganz nach dem Motto "New me-und der Rest kommt schon von alleine".

Wir sollten aufhören diese Menschen durch Werbung und Beautystandarts, die sowieso kaum noch jemand einhalten kann zu ermutigen und lieber wieder daran glauben, dass wir schön sind, genau so wie wir sind und uns nicht für irgendjemanden ändern müssen.
Denn das ist die Kernessenz zum Glück. Akzeptiere dich so wie du bist und die Welt wird dich akzeptieren. Schönheit kommt ja bekannter Weise von Innen. :)

Leah